Heimische Superfoods

Rückblick | 12.August 2024

Heimische Superfoods

HELENE LÖWENHERZ

Wer sich mit gesundem Essen beschäftigt, kommt um den Ausdruck „Superfoods“ nicht herum. Ursprünglich in den USA für Marketingzwecke erfunden, bezeichnet der Ernährungstrend „Superfoods“ Lebensmittel, die einen besonders hohen Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen aufweisen. Chiasamen, Ingwer, Goji-Beeren, Acai-Beeren, Papaya, Kurkuma, Matcha, Avocados und Amaranth waren die ersten Superfoods und wurden im Internet wie Hollywood-Stars bejubelt. In ihrem Schatten stehen viele heimische, altbekannte „Mauerblümchen“, die jede*r kennt – wie freundliche Nachbarn von nebenan. Beim Workshop „Heimische Superfoods“ haben wir uns im Juli 2024 im Garten des Wertschätzungszentrums Lend auf die Suche nach den heimischen Superkräften gemacht.

Die verführerische Himbeere: An den leckeren roten Beeren kommen wir nicht vorbei. Neben Kalium, Kalzium, Magnesium, Mangan und Eisen enthalten Himbeeren natürliche Antioxidantien, die der Zellalterung entgegenwirken. Ihr gesunder Zucker nährt die Leber und ihre Gerbstoffe helfen ihr bei der Entgiftung. Bei schwangeren Frauen beliebt ist auch Himbeerblättertee. Er entspannt die Beckenmuskulatur und die Gebärmutter und lockert den Muttermund, was die Geburt erleichtern kann – soll aber erst ab der 34. Schwangerschaftswoche getrunken werden.

Die grantige Brennnessel: Jedes Kind macht irgendwann unangenehme Bekanntschaft mit ihr, weshalb sie eher verpönt als beliebt ist. Und doch ist die Brennnessel ein Superfood erster Güte: Sie kann wie Spinat gegessen werden und enthält sogar bis zu dreimal so viel Eisen wie Popeyes Lieblingsfutter. Brennnesseln fördern die Gallenproduktion, beruhigen die Gallenblase und hemmen das Wachstum von Gallensteinen. Sie unterstützen alle Funktionen der Leber, weshalb schon Paracelsus die unscheinbare Pflanze in Form von Saft bei Gelbsucht (Hepatitis) verordnete. Ihre Samen sind sehr proteinreich. Beliebt ist die Brennnessel auch bei Gärtner*innen in Form von Jauche, die andere Pflanzen stärkt.

Die weise Zitronenmelisse: Die Melisse ist ein weiteres uraltes Superfood. Hildegard von Bingen schätzte sie als Helferin gegen Müdigkeit und Traurigkeit und schrieb über sie: „Die Melisse ist warm. Ein Mensch, der sie isst, lacht gerne, weil ihre Wärme die Milz beeinflusst und daher das Herz erfreut wird.“ Melisse wirkt entspannend, ist daher gut gegen Stress, krampfstillend, beruhigend auf einen nervösen Magen und stärkend auf ein nervöses Herz. Noch dazu hat dieses heimische Superfood antibakterielle Eigenschaften und hemmt die Vermehrung von Viren. Äußerlich angewendet kann eine Melissenmaske Hautunreinheiten entgegenwirken.

Die langweilige Gurke: Unspektakulär und doch unentbehrlich erscheint uns die Salatgurke. Gurken bestehen zum Großteil aus lebendigem Wasser, das reich an Mineral- und Nährstoffen ist. Mit der Hilfe der Gurke kann die Leber Fette und Giftstoffe besser aus dem Blut entfernen, sodass die Blutverschmutzung insgesamt zurückgeht. Gurken sind sehr erfrischend, reich an Kalium, Jod, Mangan, Schwefel sowie den Vitaminen A, B und C und sie helfen im Sommer, den Körper zu kühlen. Ein Klassiker ist die Gurkenmaske – Gurkensaft wirkt befeuchtend und straffend für die Haut.

Die zurückhaltende Wegwarte: Kaum jemand kennt sie als Heilpflanze, obwohl sie im Hochsommer viele Straßenränder säumt. Die violetten Blüten der Wegwarte sind essbar und können wie die Blätter als Beigabe zum Salat verwendet werden. Sie wird auch Zichorie genannt – aus ihren Wurzeln lässt sich eine Art Kaffeeersatz herstellen. Das in der Pflanze enthaltene Inulin wirkt appetitfördernd, regt Darmbewegungen an und kann rheumatische Beschwerden lindern.

Fazit: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute im eigenen Garten liegt? Im Grunde genommen sind alle Pflanzen dieser Erde auf ihre Art Superfood, wenn auch nicht immer für uns Menschen geeignet. Vergleiche, Neid und Eifersucht müssen nicht sein. Unsere wahre menschliche Superkraft liegt nicht im Wettstreit, sondern im fühlenden, wertschätzenden Miteinander. In diesem Sinn: Herzlichen Gruß in alle weltweiten Marketingschmieden!

Herzlichen Dank an alle für diesen aufschlussreichen und heilsamen Workshop!

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