Ein gutes Arbeitsklima, Wertschätzung und Flexibilität sind vielen Arbeitnehmer*innen wichtig im Job. Dass diese Punkte nicht nur entscheidend zur Mitarbeiter*innen-Zufriedenheit beitragen, sondern oft auch nach längerer Arbeitslosigkeit den Wiedereinstieg ins Berufsleben erst ermöglichen, zeigt das Projekt Natur.Werk.Stadt.
Mehr Natur in den urbanen Raum bringen, einen Ort der positiven Begegnung und des Lernens schaffen und dadurch langzeitbeschäftigungslosen Menschen eine sinnvolle Arbeit geben: Die Natur.Werk.Stadt bespielt den Garten des Wertschätzungszentrums Lend, verankert Natur(schutz) in der Stadt und findet laufend neue Möglichkeiten, urbane Grünflächen in naturnahe Lebensräume zu verwandeln. Die Arbeit mit städtischen Blühflächen, der Naturvermittlung und die Einsätze für den Naturschutzbund Steiermark bieten den vielfältigen und multikulturellen Arbeitsgruppen der Natur.Werk.Stadt** die Chance, täglich aktiv einen Beitrag zu gemeinnütziger Arbeit im Umweltschutzbereich zu leisten. Der respektvolle Umgang miteinander ist aufgrund der Diversität im Team selbstverständlich. Verschiedene Workshops und Vorträge werden laufend angeboten und sollen alle Transitkräfte dabei unterstützen, ihre persönlichen Ressourcen zu stärken.In der gelebten Praxis soll erfahrbar gemacht werden, wie essenziell die Wertschätzungvon Menschen, Pflanzen und Tieren für eine gesunde Umgebung und ein gutes (Arbeits-)Klima ist. Und das ist schließlich das Wichtigste an einem Arbeitsplatz, oder?
Nicht nur im Rahmen des Projekts gibt es diese Prioritätensetzung. Laut einer aktuellen Umfrage zur Einstellung von Arbeitenden in Österreich* sind Wertschätzung, die Möglichkeit zur Weiterentwicklung und ein nachhaltig agierendes Unternehmen besonders wichtig im Job. Ein positives Arbeitsklima ist gleich nach fairer Bezahlung sogar auf Platz 2 in der österreichweiten Erhebung. Wertschätzung liegt mit über 40 % im Prioritätenranking an dritter Stelle!
Auch die Flexibilitätsteht ganz weit vorn auf der Job-Wunschliste – vor allem in Bezug auf die Arbeitszeit: Durchschnittlich würden Mitarbeiterinnen lieber anstatt Vollzeit nur ca. 30 und ihre männlichen Kollegen bevorzugt nur 35 Stunden in der Woche arbeiten. Ein Trend, der sich auch im Projekt abzeichnet: 24 von 42 Mitarbeiter*innen der Natur.Werk.Stadt wurden heuer auf eigenen Wunsch hin in Teilzeit angestellt. Auffällig ist aber, dass nur knapp ein Viertel davon Männer sind, was die allgemeine Tendenz widerspiegelt, dass mehr Frauen in Teilzeit arbeiten. Möglicher Grund ist, dass sie nach wie vor mehr unbezahlte Care-Arbeit zu Hause übernehmen, was zeigt, dass das traditionelle Familienbild in Österreich nach wie vor fest einzementiert ist.
Ein weiterer Faktor, der für die Jobwahl ausschlaggebend ist, betrifft die Entfernung zum Arbeitsort. Die meisten Arbeitnehmer*innen möchten weniger als 23 Kilometer zur Arbeit fahren. Viele wünschen sich sogar die Möglichkeit, auch von zu Hause aus arbeiten zu können. Zeitliche Ersparnis und in Folge Flexibilität für z.B. die Betreuung von Familienangehörigen ermöglichen oder erleichtern damit den Spagat zwischen Beruf und Familie und können eine höhere Arbeitszeit und somit ein besseres Einkommen sichern. Das ist ein Grund, warum die Natur.Werk.Stadt sowohl zentral in Graz als auch in Voitsberg und mit einer Projektstelle in Feldbach angesiedelt ist.
Spätestens seit der Corona-Pandemie ist auch Home-Office in vielen Branchen zur Norm geworden. Es handelt sich hier nachweislich um keinen kurzfristigen Trend, sondern um eine nachhaltige Entwicklung. Während der Corona-Pandemie bot die Option auf Home-Office auch im Projekt eine gute Möglichkeit für Wiedereinsteiger*innen, Langzeitarbeitslose mit Betreuungspflichten oder Mitarbeiter*innen mit gesundheitlichen Herausforderungen.
Fazit und Vergleich: Der Trend geht weiterhin in Richtung Teilzeitarbeit und kurzer Arbeitsweg. Für viele Arbeitnehmer*innen in Österreich sind das Faktoren, die den Job angenehmer machen. Für viele Mitarbeiter*innen der Natur.Werk.Stadt ist das aufgrund von Betreuungspflichten, fehlender Mobilität oder gesundheitlichen Herausforderungen ein Muss, um wieder in das Arbeitsleben einsteigen zu können. Besonders wichtig sind den Arbeitenden in Österreich laut Umfrage eine faire Bezahlung, ein gutes Arbeitsklima und Wertschätzung (Top 3 der Prioritäten bei der Jobsuche) – nicht selbstverständlich am heimischen Arbeitsmarkt, aber gelebte Praxis im Projekt. Zu guter Letzt sind flexible Arbeitszeiten in den aktuellen Entwicklungen ein sehr wichtiges Kriterium bei der Jobwahl am 1. Arbeitsmarkt. Gezeigt hat sich in der Praxis, dass vor allem für Frauen, die meistens Betreuungspflichten übernehmen, zeitliche Flexibilität im Job eine Notwendigkeit ist, um einer Erwerbsarbeit nachgehen zu können. Mit Gleitzeitmodellen und Arbeitsplatznähe schafft die Natur.Werk.Stadt Jobbedingungen, die sowohl Präferenzen als auch Notwendigkeiten nachkommen und somit eine gleichberechtigte Teilhabe für alle ermöglichen.
Der Artikel wurde verfasst von Mag.a Simone Kocsar (Sozialpädagogin in der Natur.Werk.Stadt).
* Arbeitsmarkt-Kompass vom Online Research Institut Marketagent und von Leitbetriebe Austria – eine Längsschnittuntersuchung zur Stimmung am heimischen Arbeitsmarkt mit den Daten von 1.651 Befragten aus dem 1. Quartal 2024, zweite Auflage.
** Die Diversität im Projekt in Zahlen: 63 Prozent der Transitkräfte sind Frauen, über 40 Prozent haben Migrationshintergrund und 43 Prozent der derzeitigen Mitarbeiter*innen haben gesundheitliche Einschränkungen.