Fledermäuse im Steinbruch

Rückblick | 30. September 2024

Fledermäuse im Steinbruch

HELENE LÖWENHERZ

Fledermäuse haben bei Menschen keinen guten Ruf. Doch wenn man sie besser kennenlernt, sind sie eigentlich voll süß. Sie können am Tag bis zu 3000 Insekten fressen und sind super Gelsenkiller. Sie helfen sich gegenseitig beim Kinderschauen, haben ein kuscheliges Fell und sind so leicht wie ein Stück Würfelzucker. Gemeinsam mit Biologin Laura Pabst hat sich die Natur.Werk.Stadt im September 2024 im Naturerlebnispark Spielbergweg diese Helden und Heldinnen der Dämmerung genauer angeschaut.

Ein herbstlicher Montagnachmittag im Vincke-Steinbruch: Neugierig versammeln sich die Mitarbeiterinnen der Natur.Werk.Stadt und ihre Kinder um die Biologin Laura Pabst, die „Igor“ in der Hand hält. „Igor“ ist eine tiefgekühlte, kürzlich tot am Fensterbrett der NWS-Chefin Daniela Zeschko aufgefundene Fledermaus. In den Händen der Biologin taut sie langsam auf und wird wieder beweglich. Ein perfektes Studienobjekt, das es ermöglicht, diese scheue Tierart aus nächster Nähe zu betrachten.

Fledermäuse sind die einzigen Säugetiere, die fliegen können – und sie flattern schon ziemlich lange auf der Erde herum. Laura Pabst gibt ein etwa 60 Millionen Jahre altes Fossil weiter, auf dem deutlich ein Fledermausflügel zu sehen ist. Dass Fledermäuse schon so lange unverändert existieren, ist ein Indiz dafür, dass diese Art in der Natur sehr erfolgreich ist. Leider haben in den vergangenen Jahrzehnten Umweltgifte wie Pestizide und der Verlust von natürlichen Lebensräumen dazu geführt, dass heute alle 30 in Österreich vorkommenden Fledermausarten stark gefährdet sind.

Einige Fun-Facts über Fledermäuse:

  • Im Herbst, wenn es den Insekten zu kalt wird, verkriechen sich auch die Fledermäuse in Dachböden oder Höhlen und sinken langsam in den Winterschlaf. Wenn die Weibchen schon schlafen, ‚fallen‘ die Männchen sozusagen über sie her und begatten sie. Die Weibchen speichern den Samen und werden erst im Frühling schwanger, wenn es wieder wärmer wird.
  • Jedes Fledermausweibchen bekommt nur ein Junges – meist gleichzeitig mit allen anderen Weibchen der Kolonie. Dieses gebärt die Mutter kopfüber und hält es mit ihren Flügeln sicher und warm. Sobald die Jungen selbst kopfüber hängen können, kommen sie in den „Kindergarten“, der von den Müttern abwechselnd beaufsichtigt wird, sodass die anderen auf Jagd gehen können.
  • Fledermäuse haben ein ausgeklügeltes Ortungssystem, das auf dem Echo ihrer Ultraschallrufe basiert. Sie schreien (für uns Menschen unhörbar) 100-mal in der Sekunde, wenn der Schall auf Beute trifft, wird er zurückgeworfen. Damit sehen die Fledermäuse quasi mit den Ohren, wo sich das Insekt befindet. Sie fangen es mit ihren Flügeln, halten es im Fangsack zu ihren Füßen fest und verspeisen es gleich im Flug.

Welche Fledermaus ist herziger?

Was kann man tun, um Fledermäuse zu unterstützen?

Auch für Fledermäuse ist es hilfreich, im Garten und beim Hausbau auf Umweltgifte wie Pestizide, Holzschutzmittel und Kunstdünger zu verzichten. Verirrt sich eine Fledermaus ins Haus, ist es wichtig, sie nicht mit bloßen Händen anzufassen, da die Tiere Krankheiten wie Tollwut übertragen können. Ist das Tier verletzt, gibt es auf der Homepage des Vereins für Fledermausschutz eine Anleitung zu Erster Hilfe. Ehrenamtliche Mitarbeit ist beim Verein für Fledermausschutz ebenfalls möglich. Eine weitere Unterstützung ist es, mehrere verschiedene (katzensichere!) Nistkästen für Fledermäuse im Garten aufzuhängen, die sie je nach Jahreszeit und Temperatur benutzen. Wichtig dabei ist, die Nistkästen immer wieder auf Spinnennetze oder Hornissen- und Wespennester zu untersuchen. Bei der Montage bitte auf eine freie Einflugschneise für die Fledermäuse achten.

Danke an Laura Pabst für die vielen eindrucksvollen und informativen Inputs!

R.I.P. Igor!

Öffnungszeiten Naturerlebnispark Spielbergweg:
Jeden Montag von 12 bis 17 Uhr und jeden Mittwoch und Freitag von 9 bis 14 Uhr geöffnet.(Haltestelle Steiermarkhof bzw. Peter-Rosegger-Straße)

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