Rückblick: Naturschutz ist BIO. Logisch!

China im Jahr 2098: Die Arbeiterin Tao bestäubt mühevoll von Hand Birnbäume. Wenn ein Zweig unter ihr bricht, wird ihr Lohn gekürzt. Trotzdem ist sie froh, nicht in Europa oder den USA zu leben, denn dort gibt es kaum etwas zu essen, die Bevölkerung ist zu einem Bruchteil geschrumpft und baut nur noch Korn und Mais an. Das weltweite Verschwinden der Bienen im Jahr 2045 hat zu einem Kollaps der Nahrungsmittelproduktion geführt, seither verfallen Großstädte – die noch funktionierenden Technologien stammen meist aus den 2020er-Jahren und die Menschheit steht vor dem Untergang.
Der Roman von Maja Lunde „Die Geschichte der Bienen“ beschreibt eindrucksvoll, was bereits Albert Einstein 1949 gesagt haben soll: Ohne Bienen können die Menschen nicht überleben.

Der Faktencheck: Im Jahr 2023 haben amerikanische Bienenhalter etwa 50% ihrer Bienenvölker verloren. Auch in Österreich gibt es das Phänomen „Colony Collapse Disorder“, wo ganze Bienenvölker ihren Stock, die Königin und die Brut verlassen, um ungestört zu sterben. Und mehr als die Hälfte der 700 Wildbienenarten in Österreich ist vom Aussterben bedroht.
Die Hauptgründe für das weltweite Bienensterben sind vor allem der Einsatz von Pestiziden wie Glyphosat, Monokulturen in der Landwirtschaft, Bodenversiegelung, der Klimawandel und Krankheitserreger wie die Varroamilbe, die den geschwächten Bienen zusetzen. Umso erstaunlicher, dass die EU-Kommission im November 2023 den Einsatz von Glyphosat für weitere zehn Jahre erlaubt hat.

In unserem kostenfreien Workshop „BIO – logisch!?“ im Stadtteilzentrum Lend (Mariengasse 41) am 24. April begaben wir uns mit Michaela Ellersdorfer auf eine spannende Spurensuche und erfuhren viel über Fakten, Kosten und Nutzen von ökologischer/biologischer Landwirtschaft. Wir scheuten uns aber auch nicht davor, kritische Stimmen zu beleuchten.
Ganz grundsätzlich geht es beim ökologischen Landbau darum, so zu produzieren, dass die Gesundheit von Böden, Ökosystemen und Menschen erhalten bleibt. Bio-Landwirt*innen verlassen sich eher auf natürliche Prozesse, die an die örtlichen Gegebenheiten angepasst sind, auf biologische Vielfalt und Zyklen wie Mondphasen.
Der wesentliche Unterschied zwischen ökologischem und konventionellem Landbau besteht darin, dass konventioneller Landbau auf chemischen Eingriffen beruht, um das in Monokulturen problematische und unerwünschte Ungeziefer und Unkraut zu bekämpfen. Um Erträge zu maximieren, werden schwermetallhaltige Pestizide und Herbizide sowie synthetische Düngemittel verwendet, die in Boden, Luft und Grundwasser landen und letzten Endes in den Körpern aller Lebewesen. Die gesetzlich zugelassenen Grenzwerte sind unterschiedlich – in Österreich etwa sind sie niedriger als in den USA.

Es gibt EU-weite Vorschriften, wie Bio-Landwirt*innen arbeiten müssen, um ihre Erzeugnisse als Bioprodukte verkaufen zu dürfen. Diese beinhalten unter anderem Fruchtfolge, es dürfen keine chemischen Pestizide und Kunstdünger verwendet werden, der Antibiotika-Einsatz bei Tieren ist eingeschränkt und gentechnisch veränderte Organismen sind verboten.
Bioproduzent*innen setzen eine breite Palette von Strategien um, um die biologische Vielfalt zu entwickeln und zu erhalten und die Bodenfruchtbarkeit wieder aufzufüllen. Die Natur.Werk.Stadt empfiehlt daher folgende Dinge, die wir Konsument*innen selbst tun können, um uns und unsere Umwelt zu schützen:

  • Das Beste, was du tun kannst, um Bio zu unterstützen, ist: Bio kaufen! Bitte beachte: Biologische, regionale und vor allem saisonale Produkte helfen dem Umweltschutz.
  • Achte auf BIOGÜTESIEGEL. Dies ist die beste Wahl, um sicherzustellen, dass das Produkt ohne schädliche Chemikalien angebaut und hergestellt wurde.
  • Lerne die Züchter*innen kennen – auf dem örtlichen Bauernmarkt.
  • Kaufe weideland- und grasgefütterte Sorten bei Fleisch und Milchprodukten. Kaufe Eier aus Freilandhaltung, die biozertifiziert sind.
  • Mache deinen eigenen Kompost, den du im Garten verwenden oder mit einem Nachbarn teilen kannst – er ist eine wertvolle Bodenverbesserung. Wir bieten immer wieder Kompost-Workshops in der Natur.Werk.Stadt an.
  • Wenn du am Balkon oder im Garten heimische Wildblumen, Stauden und Sträucher pflanzt, wird das einheimische Wildtiere anziehen und Bestäuber in deiner Region unterstützen. Wer mehr über Wildbienen wissen möchte, ist zu unserem Wildbienen erleben herzlich eingeladen.
    Und BITTE verwende keine chemischen Unkrautvernichter und Rasendünger!
  • Erforsche deine lokalen Bauernhöfe und Freiwilligenarbeit. Diese ist für Biobauern und Biobäuerinnen ein erheblicher Kostenfaktor, und jedes kleine bisschen hilft (zB. SoLaKo, Foodcoops, Gemeinschaftsgärten). Bei Interesse helfen wir gerne!
  • Zeige deinen Kindern den Wert der Natur und wie wichtig ihr Schutz ist. Lade sie ein, bei der Zubereitung von Mahlzeiten zu helfen. Für Volkschulklassen bieten wir zudem Insektenschützer*innen-Workshops an.
  • Kaufe palmölfreie Produkte und trage so zu globaler Solidarität bei.
  • Kaufe Fairtrade-Kaffee und -Kakao, damit die dortigen Bauern und Bäuerinnen fair entlohnt werden.
  • Greife lieber einmal mehr zu Gemüse und fleischlosen Gerichten. Wenn Fleisch, dann bitte aus biologischer und regionaler Erzeugung.
  • Informiere dich und finde deinen eigenen, ganz persönlichen Weg, um unsere Umwelt zu schützen.
  • Liebe die Natur und dich selbst.

Der nächste BIO – logisch!?-Workshop findet am 23.10.2024 von 9 bis 12 Uhr in der Mariengasse 41 (Stadtteilzentrum Lend, Zugang im Hof), 8020 Graz statt. Der Workshop ist kostenfrei, eine Anmeldung ist nicht notwendig – einfach vorbeikommen!

Rückblick: Naturschutz ist BIO. Logisch!
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