Fledermäuse sind unbestritten außerordentlich spannende Säugetiere. In einem von der Natur.Werk.Stadt organisierten Fledermaus-Special im Naturerlebnispark Spielbergweg verriet uns die Biologin Laura Pabst am 16. Oktober einige Geheimnisse über die äußerst sozialen Flugakrobaten.
Zuallererst wurde nach einer kurzen Einleitung von Daniela Zeschko, der Projektleiterin der Natur.Werk.Stadt, das Areal besprochen und festgestellt, dass es sich um ein ideales Habitat für Fledermäuse handelt. Die Expertin Laura Pabst erläuterte, dass die felsigen Steinwände mit Höhlen, die Waldränder und die weitläufige Freifläche in der Mitte ein idealer Lebensraum für Fledermäuse sei. Weiter ging es mit den Merkmalen der kleinen, vollständig behaarten, fliegenden Säugetiere: Ihre Flügel sind aufgebaut wie unsere Hände, nur dass sie viel längere Finger haben und diese mit Flughäuten verbunden sind. Und wer glaubt, dass Fledermäuse im Flug ihre Beute mit dem Mund auffangen, der irrt. Sie fangen sie mit ihren Flügeln, die sie wie Hände verwenden und führen dann die Beute zu ihrem Mund, in dem 37 Zähne darauf warten, den Fang gründlich zu zerkleinern, bevor die stärkende Nahrung im außerordentlich großen Magen landet.
Dass es sich um nachtaktive Tiere handelt, die Insekten fressen, ist vielen wohlbekannt, dass sie aber Meister der Mathematik und der Orientierung sind, wissen vielleicht viele nicht. Ihre Ultraschall-Echoortung ermöglicht ihnen auch bei einer Fluggeschwindigkeit von 50 km/h eine perfekte Orientierung. Durch Nase und Mund werden Schallwellen ausgestoßen, die mit den Ohren wieder aufgefangen werden. Befindet sich Beute in der Nähe, berechnet die Fledermaus präzise die Entfernung und passt ihre Fluggeschwindigkeit und Richtung so an, dass sie die Beute fangen kann.
Auch das Sozialverhalten der Kleinsäuger ist bemerkenswert: So kümmern sich die Weibchen in Gruppen in sogenannten Wochenstuben gemeinschaftlich um ihren Nachwuchs. Während sich die Jägerinnen beim Beute-Beschaffen abwechseln, wird der Kinderdienst gemeinschaftlich aufgeteilt. Die Männchen beteiligen sich an der Befruchtung, nicht aber an der Aufzucht. Ob sie das so wollen oder sich seitens der Weibchen nicht einbringen dürfen, das weiß man nicht so ganz genau – sie hängen, wenn der Nachwuchs einmal da ist, eher nur so rum, wie Laura Pabst mit einem Schmunzeln erwähnte. Beobachten konnte sie dies bei einer Untersuchung im Schloss Eggenberg in Graz, wo sich im Dachstuhl die einzige Wochenstube der Hufnasenfledermaus in der Steiermark befindet. Auch interessant: Die ausfliegenden Weibchen nehmen so gut wie immer die gleiche Route. Bei der Population im Schloss Eggenberg gab es nur eine Fledermausmama, die stets einen anderen Weg flog. Ausnahmen bestätigen wohl die Regel, heißt es auch hier.
Nachdem einige Präparate hergezeigt wurden, durften wir den „Bat-Detektor“ kennenlernen: ein Gerät, das die Geräusche der Fledermäuse für uns Menschen transponiert und wahrnehmbar macht. Expert*innen können so die vorkommenden Arten bestimmen.
Dann ging es an den praktischen Teil: Gemeinsam wurde ein Fledermauskasten aufgehängt – eine sinnvolle Sache, die sich zum Nachmachen für Gartenbesitzer*innen gut eignet, wie uns Laura bestätigte. Wichtig zu wissen: Der Kasten sollte aus Holz sein, außen und innen rau, sodass sich die Fledermäuse festhalten können. Die ideale Höhe beginnt ab 3 Metern über dem Boden, den Kasten nach Osten, Süden oder Westen ausrichten, die einzelnen Schlitze sollen nicht breiter als 3 cm sein und einmal im Jahr – idealerweise im Herbst – helfen wir den Bewohner*innen beim Putzen und Reinigen des Fledermaushabitats mit einer Bürste von innen.
In nur einer Stunde haben wir alle zusammen unglaublich viel über Fledermäuse gelernt und den alten Steinbruch am Spielbergweg wieder aus einem neuen Blickwinkel betrachten dürfen. Ein Danke auch an Bernadette Rauch von der Natur.Werk.Stadt für die Organisation vor Ort und im Vorfeld.
Rückblick: Fledermäuse im Steinbruch