Café Käfer
Café Käfer
Autorin: Marie Gamillscheg • Illustratorin: Anna Süßbauer
Autorin: Marie Gamillscheg • Illustratorin: Anna Süßbauer
Leykam Buchverlag, Februar 2024
64 Seiten, durchgehend farbig illustriert
Hardcover mit Strukturpapier, 21,5 x 27,5 cm
ISBN: 978-3-7011-8301-2
20,50 Euro (A); 20 Euro (D); 29,90 CHF (CH)
Altersempfehlung: ab 4 Jahren
Willkommen im Café Käfer! Hier haben die Heuschrecken die Wände aus Baumrinden zusammengeklebt. Das zarte Vordach haben Spinnen produziert, damit die Gäste im Sommer ihre Fühler im Schatten kühlen können. „Der Käfer ist König“ steht auf dem großen Schild vor dem Eingang. Es gibt eine Jukebox, verschiedene Sitzgelegenheiten, eine Bar, eine Tafel, auf der die Tagesspezialitäten angekündigt werden und Hinweisschilder an den Wänden – „Käfer haften für ihre Larven“, „Fliegen verboten“ oder „Hier kein Mist“. Doch alles der Reihe nach:
Das Café Käfer liegt am Rande der Wiese, wo der Wald beginnt. Es ist kaum größer als ein Champignon. Die Pflanzensäfte und Baumsnacks schmecken hier so gut, dass selbst die Marienkäfer zu Vegetariern werden! Doch seit die großen Metallkäfer kamen und statt der Blumenwiese nebenan ein großes stummes Menschenhaus steht, ist im Café Käfer kaum noch etwas los. Die Käfer suchen sich andere, sicherere Unterkünfte. Außerdem macht die ständig schlechte Luft viele krank. So halten sich nur zwei Hirschhornkäfer und drei Kartoffelkäfer an den Tischen auf. An der Theke liest Tassa, der Tausendfüßler, im Buch „Eine kurze Geschichte der Käfer“. Hin und wieder gibt er die gelesenen Informationen an die anderen weiter: „Jedes Jahr verschwinden 150 Tier- und Pflanzenarten“.
Karli, die Chefin des Café Käfer, steht teilnahmslos hinter dem Tresen und bläst Trübsal: Wie gut das Café doch früher bekäfert war! Da kommt ihr eine Idee: Eine Party muss her! Die wenigen Gäste packen begeistert mit an und bringen das Etablissement wieder auf Vordermann oder -frau. Aus den Deckeln von Plastikflaschen werden Planschbecken für Larven, kleine Cent-Münzen zu Discolichtern und abgerissene Schuhbänder zu Partygirlanden – langsam verwandelt sich das Café in eine schillernde Käferdisco. „Jetzt geht’s los! Schwingt eure Beinchen, stinkt, brummt, fliegt und krabbelt, bis die Decke bebt,“ beendet Karli ihre Eröffnungsrede. Das lassen sich die zahlreichen Gäste nicht zweimal sagen – bald tanzen alle Käfer. Aus der Jukebox kommen Urwald-Sounds, Starkregen-Beats oder es ertönt ganz klassisch das Rauschen einer Sommerwiese – die Glühwürmchen machen cooles Licht dazu. Zu später Stunde gehen alle Käfer beschwingt in einer Partyschlange um das Café. Gehen? Nein! Es wird gekrabbelt, gekrochen, gegraben, geflogen, geflattert.
Die wichtigsten Käferarten, die die Leser*innen in der kurzweiligen Geschichte kennengelernt haben, werden am Ende des Buchs noch einmal vorgestellt. Ein weiterer literarischer Schatz der österreichischen Autorin Marie Gamillscheg. Schon ihr Debütroman „Alles was glänzt“ (2018) wurde mit dem „Österreichischen Buchpreis Debüt“ ausgezeichnet, ihr Roman „Aufruhr der Meerestiere“ (2022) stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis. Anna Süßbauers Illustrationen im malerischen Stil wurden flächig in fröhlichen Farben koloriert. Die Käfer wurden dabei personifiziert und tragen Schuhe, hängen ihre Flügel an die Garderobe, trinken aus Gläsern und lächeln. Ja, tanzende Blattläuse, Bienen mit Subwoofer, lesende Tausendfüßler und noch viele andere besondere Käfer: ein Hoch auf die Kraft des Zusammenhalts und auf die Artenvielfalt!
Rezensiert von Gerhard Einsiedler, August 2024