Stimmungsbilder

Das ganze Team der Natur.Werk.Stadt erfüllt das Leitbild des Wertschätzungszentrums Lend in der täglichen Arbeit mit Leben – und das haben die Mitarbeiter*innen der Natur.Werk.Stadt auch in Worte gefasst: bewegende und wunderbare Gedanken, und sehr umfangreich. Wir laden Sie ein, in die Welt des Wertschätzungszentrums Lend einzutauchen:

Zwei Essays

Ich sehe im Wertschätzungszentrum Lend einen Raum, der als Sinnbild für die Pflege und Eröffnung von Nischen, Lücken und Orten steht – in denen Natur, Mensch und Tier miteinander im Einklang, Verbindendes erschaffen, Wertschätzung leben und der Vielfalt huldigen. Igel, Nützlinge, Vögel, Enten, Blühflächen, emsige Helferleins, tüchtige Stadtgärtner, interessierte Lustwandelnde … das Jugendzentrum, die Pfadfinder*innen und die Natur.Werk.Stadt gemeinsam – für mehr Natur in der Stadt, im Herzen und überall.

Hier ist der Ort, wo Bewusstseinsarbeit geschehen kann, wo Ideen entstehen, wo die Kunst, aus wenig mehr zu machen, praktiziert wird. Generationenübergreifend, konfessionslos und auf Augenhöhe werden hier interdisziplinär und multikulturell Menschen mit wertvollen Aufgaben betraut, wird Biodiversität vermittelt, gelebt und mit-geteilt. Mit dem Blick aufs Detail, aufs Wesentliche — das Notwendige?

Hier wird ein kleiner Raum eröffnet, der zum Miteinander einlädt. Wo jede*r in eigener Qualität Neues erproben darf — sein, sich einbringen. Hier wachsen wir gemeinsam und bereiten den Boden für die nächste Generation.

Mein Lieblingsort: das „Wilde Eck“, wo Brennnesseln wachsen dürfen und Schmetterlinge ihre Flügel ausbreiten. (Michaela Ellersdorfer)

Wertschätzung, ein Begriff mit vielen Gesichtern. Wenn ich über Wertschätzung nachdenke, fällt mir ein Satz von Auguste Rodin ein, der sagt: „Für den Künstler ist alles schön, denn in jedem Wesen und in allem entdeckt sein durchdringender Blick den Charakter, das heißt, die innere Wahrheit, die hinter der Form durchsichtig ist. Und diese Wahrheit ist die Schönheit selbst.“

Unsere Arbeit ähnelt der Tätigkeit dieses Künstlers, der durchdringend schaut und versucht, die Wahrheit zu entdecken, den Charakter, das, was in jedem von uns verborgen ist. Viele kommen fast nackt zum Projekt und verlassen es in königlichen Gewändern, weil sie Erfahrungen gemacht haben, Vertrauen gewonnen haben, unvergessliche Momente mit anderen geteilt haben, neue Dinge ausprobiert und neue Aufgaben entdeckt haben. Von der Pflege der Natur über die Arbeit mit Werkzeugen und Handarbeiten in der Nähwerkstatt bis hin zu der Arbeit mit Schulkindern in den Biodiversitäts-Workshops – alles ist instinktiv und wie eine Therapie für die Seele.

Wertschätzung ist aber auch eine Kombination aus Respekt, Akzeptanz und Weisheit. Die Ideen und Gewohnheiten anderer zu respektieren und zu akzeptieren, ist eine schwierige Aufgabe für uns Menschen. Wir brauchen Respekt, um Unterschiede zu akzeptieren und Weisheit, um sie zu erkennen. Im Wertschätzungszentrum Lend passieren Transformationen. Wer hat sich nicht schon einmal gewünscht, die Welt zu verändern? Seit meiner Kindheit habe ich davon geträumt, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen, an dem man ohne Angst, Hunger und Übel leben kann… Jetzt habe ich die Möglichkeit zu helfen. Helfen bedeutet für mich, zu geben, Erfahrungen zu teilen und meiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Die Natur ist mein Verbündeter, sie lehrt mich, spendet mir Wärme und gibt mir die Ruhe, die ich brauche, um meine Gedanken zu ordnen, und das ist es, was der Garten all denen gibt, die ihn kennen. Eine grüne Insel im Trubel der Stadt, ein Ort voller Leben, das ansteckend ist. (Adriana Massl)

Das Haus des Wertschätzungszentrums Lend

Zum Wertschätzungszentrum gehört ein kleines Haus, das den Mitarbeiter*innen der Natur.Werk.Stadt von Montag bis Freitag als Basisstation dient. Dieser freundlich und einladend gestaltete Raum bietet selbst gemachte Produkte gegen freiwillige Spende an, ist Treffpunkt für Nachbar*innen, wenn sie sich Inputs zum Thema Wertschätzung holen wollen. Wie kann ich meinen Nachbar*innen Freude machen? „Ganz einfach: Mit einer Postkarte oder mit Pflanzenfreunden“, sagt Daniela Zeschko, Projektleiterin in der Natur.Werk.Stadt. Eine einfache Aktion und ein lebendiger Beitrag zur Stärkung der Wertschätzung in der Nachbarschaft.

Für die Mitarbeiter*innen der Natur.Werk.Stadt ist der Ort ein Treffpunkt, an dem Arbeitsaufträge abgeholt werden können und an dem ein Austausch passiert: Gemütlich und warm; harmonisch; offen für alle – große Vielfalt in einem kleinen Raum, viele umgesetzte kreative und neue Ideen, die in den Produkten zu erkennen sind. Es ist spürbar, dass viele verschiedene Menschen ihre Gedanken und Pläne darin umsetzen und mitgestalten dürfen.

Wir alle, die Mitarbeiter*innen der Natur.Werk.Stadt, haben das kleine Häuschen im Jahr 2020 renoviert – und das Haus wird jeden Tag schöner. Im Haus werden Produkte vorbereitet, als Material werden Re-Use-Stoffe verwendet, sehr oft bringen Mitarbeiter*innen oder Nachbar*innen Stoffe, Marmelade-Gläser und vieles mehr. Unsere Projektleiterin bringt auch viel Material, damit wir arbeiten können. Das Haus ist wichtig, weil es unser Treffpunkt und Arbeitsplatz bei schlechtem Wetter ist und wir dort Kontakt zu den Nachbar*innen haben. Vor dem Haus stehen die Pflanzenfreunde und Grußkarten zur freien Entnahme. Im Haus wird auch gekocht, damit das Gemüse, das aus dem Garten des Wertschätzungszentrums kommt, für die Mitarbeiter*innen verwendet werden kann“, sagt Milijana Kozarevic.

„Ein kleines, gemütliches Haus, in dem Vielfalt wohnen darf. Dort treffen wir uns alle am Anfang des Tages, am Ende der Arbeitszeit verabschieden wir uns dort voneinander. In einer kleinen Ausstellung sind alle Produkte sichtbar, die von unterschiedlichen Händen hergestellt werden. Es gibt Kisten mit unterschiedlichsten Materialien, die bereit sind, in etwas Neues, Nützliches, Sinnvolles umgewandelt zu werden. Das Haus hat eine kleine Bibliothek, wo man alle Bücher finden kann, die auf der Homepage besprochen werden. Alle behandeln Themen wie: Garten, Pflanzen, Natur, Insekten, Rezepte … Es finden im Haus auch Workshops, Fortbildungen und Gespräche statt vor allem, wenn gerade das Wetter draußen nicht passt. Der Raum ist so flexibel und verwandelbar, dass es für jede Situation eine passende Ecke gibt. Egal, wo man hinschaut, man findet immer wieder etwas, das die Aufmerksamkeit auf sich zieht, etwas, das man in die Hände nehmen und sich dabei fragen kann: Welche Geschichte steckt dahinter? Wie ist das entstanden? Was kann daraus werden?“, so beschreibt Sara Chinello das Häuschen.

Der Garten des Wertschätzungszentrums Lend

Der Garten des Wertschätzungszentrums Lend ist ein Stück Natur in der Stadt. Neben Benjeshecken, Blühwiesen, großen Insektenhotels und -nisthilfen oder einer Legesteinmauer findet sich ein kleiner Gemeinschaftsgarten, den Nachbar*innen an den Öffnungszeiten (Di, Mi, Do von 10:00 – 12:00 Uhr) besuchen können. Natur darf hier wachsen, und Tiere – insbesondere Insekten und Vögel – finden mitten in der Stadt einen Rückzugsort und Lebensraum. Für Hunde ist der Garten nicht geöffnet, weil es die Nutzung auch mit Schulklassen und Workshops nicht erlaubt. Es gibt Stationen im Garten, die alle das Thema Biodiversität umkreisen und mit Information und Hands-on-Aktivitäten Wissenswertes zum Thema vermitteln und zum Nachdenken anregen. Die Wertschätzung für die Natur kommt insofern zum Ausdruck, als ein Miteinander verschiedener Arten ermöglicht und darauf geachtet wird, dass durch naturnahe Pflege Lebensräume erhalten bleiben: „Die Blühwiesen werden nur zweimal im Jahr gemäht, Grünschnitt wird beim Hügelbeet und bei der Benjeshecke wiederverwendet, mit dem Kompost wird Erde erzeugt, die Legesteinmauer ist Refugium für Echsen, Totholz darf liegen bleiben und so einen Lebensraum formen. Die Obstgehölze werden gepflegt und so beerntet, dass Schmetterlinge und Insekten sowie Vögel und Kleinsäuger Nahrung finden“, betont Daniela Zeschko.

„Bunt und offen; für mich ist es besonders spannend, die Veränderungen im Garten zu beobachten, da ich ja nur einmal in der Woche vor Ort bin: die Veränderungen der Pflanzen durch ihre natürliche Anpassung an ihre Umwelt (Wachstum, Blüten, Früchte, aber auch das Abblühen und das Absterben) und die Eingriffe, die die Mitarbeiter*innen in Einklang mit natürlichen Prozessen vornehmen“, so Marion Mogg, die als Sozialpädagogin in der Natur.Werk.Stadt arbeitet.

„Der Garten des Wertschätzungszentrums Lend ist eine Oase geworden, wo Leute gerne hinkommen und eine Pause machen oder auch einfach nur herumspazieren. Wir bekommen oft Blumen, Samen, Töpfe von der Nachbarschaft – das freut uns sehr. Unsere Mitarbeiter*innen arbeiten gerne im Garten, wir sammeln Samen, wir ziehen kleine Pflanzen im Glashaus, damit wir eigene Pflanzen haben und diese für die Schenk- und Tauschbörse anbieten können“, schildert Milijana Kozarevic.

Das ganze Team der Natur.Werk.Stadt schließt sich Sara Chinello an und beschreibt den Garten so: Er ist ein Ort, den man sich in einer Stadt nicht erwartet. Ein Ort, wo jede*r seinen Platz finden kann und sich an- und aufgenommen fühlt. Zu jeder Jahreszeit ist es eine Bereicherung, dort einen Spaziergang zu machen, man wird mit dem natürlichen Rhythmus konfrontiert – und so mit echten Werten, die im täglichen beschleunigten Leben vernachlässigt werden. Wertschätzung ist für uns stark mit Wahrnehmung verbunden. Auch die kleinsten Lebewesen, die im Garten des Wertschätzungszentrums Lend zu finden sind, haben einen sinnvollen Grund, um dort zu sein. Die Vielfalt von Lebensräumen, Ecken, Pflanzen- und Baumarten, Farben, Formen und Gerüchen, die immer präsent sind, machen den Garten aus. So viele Unterschiede und so einheitlich! Im Garten des Wertschätzungszentrums Lend gibt es die richtigen Bedingungen (etwa durch beschriftete Stationen), um sich Gedanken darüber zu machen und zu reflektieren, was Wertschätzung ist und wie man die Bedeutung dieses Begriffs erweitern kann. Wenn man in den Garten mit Offenheit geht, dann findet man Werte und Schätze!

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