Rückblick: Saatpapier schöpfen

Was tun mit jeder Menge Altpapier? Ganz einfach wieder zu Papier machen. Wie das geht? Das Papier klein schneiden, die Schnipsel in einen Kübel mit Wasser geben und für zumindest eine Stunde lang einweichen. Mit dem Stabmixer zerkleinern und einen Brei herstellen und dann mit heimischem Saatgut zu Saatpapier verarbeiten.
Die Mitarbeiter*innen der Natur.Werk.Stadt haben das am 29.07.2022 in einem Workshop – in nur zwei Stunden  – ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft ausprobiert. Entstanden sind kleine Kunstwerke, die keimen und Wildblumen wachsen lassen, sobald man sie in die Erde legt und gießt. Ganz nebenbei wurde Wissen zur Herstellung von Papier weitergegeben und Bewusstsein dafür geschaffen, dass es sich um einen wertvollen Rohstoff handelt, mit dem wir sorgsam umgehen sollten. In der EU verbrauchen wir durchschnittlich 600g Papier pro Kopf am Tag, so viel wie ein Taschenbuch. Das ist eine ganze Menge, vor allem dann, wenn man weiß, dass allein für die Herstellung einer Tonne Frischfaserpapier genauso viel Energie verbraucht wird wie für die Herstellung einer Tonne Stahl. Außerdem benötigt man Unmengen an Bäumen und sehr viel Wasser sowie chemische Bleichstoffe, die über die Abwässer in die Umwelt gelangen. Normales, weißes Papier, wie man es aus dem Kopierer kennt, wird aus Faserstoffen hergestellt. Heute ist das, neben Zellstoff und Altpapier, nach wie vor vorwiegend Holz (96% der Papierproduktion basiert auf Holz). Die Herstellung von Recyclingpapier ist zwar auf dem Vormarsch, allerdings geht sie eher schleppend voran. Zu groß ist der Hunger nach weißem Papier. Altpapier ist im Vergleich zum herkömmlichen, blütenweißen Normalpapier eine gute Möglichkeit, um Rohstoffe zu sparen und Ressourcen zu schonen. Recyclingpapier kann nicht nur mehrfach wiederverwertet werden, bei der Produktion wird bis zu 60% an Energie gespart, 70% weniger Wasser verbraucht, es werden deutlich weniger Treibhausgase verursacht und es werden weniger Abfall und chemische Stoffe im Abwasser hinterlassen. Umweltpapier-Grau ist also das Blütenweiß der Zukunft! Aber Achtung: Recyclingpapier muss nicht zu 100% aus Altpapier bestehen, oftmals sind es sogar nur 60%. Gütesiegel helfen dabei, hier den Überblick zu bewahren: mehr Infos hier.

Rückblick: Saatpapier schöpfen
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