Der Erde Lieblingskinder

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Rückblick | 16. Juni 2025

HELENE LÖWENHERZ

„Wenn es einen Schöpfer gibt, muss er eine Vorliebe für Käfer haben“, sagte der britische Biologe J.B.S. Haldane, als er vor ungefähr 100 Jahren feststellte, dass fast ein Viertel aller bekannten Tierarten Käfer sind. 400.000 unterschiedliche Käferarten gibt es weltweit, 7300 Arten kommen in Österreich vor. Auf die Suche nach ein paar davon machte sich die Natur.Werk.Stadt im Juni 2025 beim Käfer-Work-Shop im Naturerlebnispark Spielbergweg mit Biologin Laura Pabst. Die bekanntesten Käfer fallen den Teilnehmenden schon bei der Vorstellungsrunde (Vorname und Lieblingskäfer) ein: Hirschkäfer, Maikäfer, Rosenkäfer, Alpenbock, Glühwürmchen, Marienkäfer, Mistkäfer, …

„Hätten wir mehr Sauerstoff in der Luft, wären alle Insekten größer“, erklärte die Biologin zum Einstieg. Ein Gag, der an der Gruppe vorüberging, war ihr schwarzes Beatles-T-Shirt. Dafür waren die aufgespießten Goliathkäfer im Schaukasten vom Flohmarkt ein echter Hingucker. Beim Anblick der faustgroßen Regenwaldkäfer mit ihren robusten schwarzen Beinen ist man fast schon dankbar, dass bei uns die Luft nicht besser ist. Das ist natürlich Quatsch. Der Goliathkäfer ist ganz sicher keine Gefahr für Menschen. Eher umgekehrt – denn er ist mittlerweile leider fast ausgestorben. Schuld daran sind der weltweit steigende Einsatz von Pestiziden und das Verschwinden von käferfreundlichen Lebensräumen.

In Österreich sind deshalb manche Käfer streng geschützt – wie etwa der Hirschkäfer. Dieser braucht Eichenwälder mit viel Totholz, von dem sich seine hellblauen Larven ernähren. Hirschkäfer fliegen nicht nur aufrecht, sondern stehen auch sonst gerne rum: Laura Pabst erzählte schmunzelnd, dass sogar ihre Kämpfe in der Regel friedlich ablaufen. Meistens vergleichen zwei rivalisierende Männchen einfach, wer das größere Geweih hat – und der bekommt dann das Käferweibchen. Zum echten Kampf kommt es nur selten. Der Name „Käfer“ ist übrigens etymologisch mit dem Wort „Kiefer“ verwandt, was so viel bedeutet wie ‚nagen, kauen‘. Im Mittelalter bezeichnete man Heuschreckenlarven als „Kefer“, später ging der Ausdruck auf Käfer im Allgemeinen über.

Beim praktischen Teil des Workshops durften alle auf Käferjagd gehen. Ausgestattet mit Becherlupen machten sieben Erwachsene und vier Kinder den Steinbruch unsicher. In der extra aus einem geteilten und ausgehöhlten Baumstamm gefertigten Käferburg wohnten leider nur Ameisen und Spinnen. Unter anderen Holztrümmern fanden sich aber doch noch zwei schwarze Balkenschröter und ein kleiner Rüsselkäfer sowie ein nichtsahnend durchs Gras krabbelnder Junikäfer. Die Feuerwanzen, die zwei Kinder aufgeregt brachten, hielten Lauras strengem Kennerblick nicht stand: „Das sind keine Käfer, sondern Wanzen“, klärte die Biologin auf. Wanzen haben ihre Deckflügel nur zum Teil verhärtet, während Käfer immer ihre gesamten Deckflügel sklerotisiert und oft wunderschön eingefärbt haben. Auch haben Wanzen kein Puppenstadium, sondern häuten sich so lange, bis sie erwachsen sind.

Käfer sind alleine durch ihre große Menge wichtig für das natürliche Gleichgewicht auf unserem Planeten: Viele von ihnen fressen Aas und Kot und fungieren damit als eine Art Müllabfuhr. Andere sitzen gerne in Blüten und bestäuben diese dadurch. Und viele Tiere, wie etwa Fledermäuse oder Vögel, fressen gerne Käfer. Was kann man also selbst tun, um Käfer und damit die Natur zu unterstützen?
Es macht Sinn, Obst und Gemüse in Bioqualität zu kaufen, da dafür weniger Pestizide zum Einsatz kommen. Wer einen eigenen Garten hat, kann mit etwas Mut zur Unordnung den kleinen Krabblern eine große Freude machen: Weniger mähen und/oder eine Ecke des Gartens verwildern lassen, idealerweise mit stehendem oder liegendem Totholz – und fertig ist das Käferparadies.

Danke an Laura Pabst für diesen informativen Workshop, der von der Stadt Graz finanziert wurde.

Der nächste Workshop im Steinbruch ist am Montag, 7. Juli 2025 um 17 Uhr zum Thema Neophyten.

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